Spuren einer fernen Zeit
Das Skelett eines Diplodocus longus im neuen Senckenberg-Museum motiviert Sophie von Mayden, Paläontologie studieren zu wollen. Die großbürgerlichen Eltern erlauben ihr nur ein Praktikum im Museum; neben einigen Professoren hilft sie auch dem Doktoranden Paul Klüver und verliebt sich in ihn. Mit viel Fürsprache kann Sophie nach der Änderung der hessischen und preußischen Gesetze dann doch in Marburg studieren; nur ein Kommilitone begegnet ihr unvoreingenommen. Er ist es auch, der dank des elterlichen Vermögens ihnen beiden die Reise nach Ostafrika zur Dinosaurier-Fundstätte Tendaguru ermöglicht, nicht zuletzt auch wegen seines adeligen Namens, weil ihn die sehr konservative Mutter von Sophie für einen potenziellen Heiratskandidaten hält. In Deutsch-Ostafrika trifft Sophie wieder auf Klüver. Sie beschließen ein gemeinsames Leben für die Forschung. - Die Autorin zeichnet ein genaues Bild von den Anfängen des Senckenberg-Museums. Zutreffend beschreibt sie auch damals gängige Vorstellungen vom Lebensweg einer höheren Tochter. Der fortschrittlichen Sophie aber unterlegt sie oftmals Ansichten des 21. Jh., beispielsweise ihre Haltung zu "ausgestellten" Afrikanern. Nach der Begegnung mit den Wangoni-Ausgrabungshelfern wäre dies verständlich. So aber bleibt es ein Vorgriff um fast ein Jahrhundert. Die Liebesgeschichte hat Züge der Romane von Hedwig Courths-Mahler, über die sich die Protagonistin mokiert.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Spuren einer fernen Zeit
Birgit Borchert
lübbe (2023)
591 Seiten : Illustrationen
kt.