Dreifaltigkeit
Am Geheimnis des sich offenbarenden, dreifaltigen Gottes haftet auch das Geheimnis der Welt und des Menschen. Auf diesen Nenner könnte man den Ansatz dieses Buches aus der Feder des emeritierten Pastoraltheologen und Kapuzinerpaters Stefan Knobloch bringen, das aus einer erschreckenden Feststellung erwachsen ist: Selbst im kirchlichen Raum spielt die Trinität für die christliche Lebensorientierung kaum mehr eine Rolle. Um dagegen anzugehen, vergewissert sich der Autor zuerst, was denn die Dreifaltigkeit biblisch wie theologisch überhaupt sei, wobei er auch neuere "Re-Konstruktionsimpulse" berücksichtigt, um aufzuzeigen, dass auch in der Moderne menschliches Leben sich immer in einer Transzendenzbewegung hin zu einem umfassenden Geheimnis vollzieht. Am Ende dann der Kontrast zu drei zweifellos auch die Zukunft beherrschenden Phänomenen der Sinnentleerung und Nivellierung des Menschlichen: die Digitalisierung, die Real-Utopie einer auch den Menschen umfassenden Künstlichen Intelligenz und der Klimawandel. Knobloch plädiert dafür, mit der "nichtobjektivierbaren Wirklichkeit Gottes" bei der Lösung dieser großen Menschheitsfragen zu rechnen. Das mag noch keine konkreten Lösungen erbringen, aber es markiert die Richtung, in die die Menschheit gehen muss, wenn sie das Humane nicht verlieren will.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Dreifaltigkeit
Stefan Knobloch
Matthias Grünewald Verlag (2020)
159 Seiten
fest geb.