Kunst, die sie nie sehen werden
Dieses höchst interessante Buch beschreibt das Schicksal von 40 ausgewählten Kunstobjekten, die man im Original nicht mehr bestaunen kann. Viele Bilder, Skulpturen oder kunsthandwerkliche Meisterwerke aus allen Kunstepochen sind uns nur noch durch Beschreibungen, Fotografien oder Kopien bekannt, weil sie gestohlen, verschollen oder zerstört worden sind. Was die klassische Antike anbelangt, sind beispielsweise nahezu alle griechischen Bronzeplastiken verschollen: indirekt erhalten sind sie uns durch römische Marmorkopien. Viele wertvolle Bilder wurden übermalt oder verändert, was sich dank modernster Untersuchungsgeräte nachweisen lässt. Es gibt aber auch Kunstwerke, die von vorneherein als temporäre Objekte gedacht sind, wie z. B. die Aktionen des Verpackungskünstlers Christo. Durch Kriege wurden immer schon viele Kunstwerke zerstört, aber auch die Naturelemente sind der Kunstwerke Feind: 2004 verwüstete ein Lagerbrand in London über 100 Werke zeitgenössischer Kunst der Sammlung Saatchi. Und unzählige Kunstwerke befinden sich im Privatbesitz reicher Leute und werden in Tresoren unter Verschluss gehalten. Auch Kunstdiebstahl lässt viele Kunstwerke für immer verschwinden. Andere Kulturgüter, wie die prähistorischen Wandmalereien von Lascaux, müssen aus konservatorischen Gründen verborgen bleiben, um sie erhalten zu können. - Höchst interessant und aufschlussreich sind diese oft kuriosen und unglaublichen Geschichten um verlorene Artefakte aus allen Kunstepochen. Leider fehlt eine Literaturliste, die den Leser auf weiterführende Bücher aufmerksam machen könnte. - Kunstinteressierten Lesern ist dieses wunderbar bebilderte Buch sehr zu empfehlen!
Margit Pongratz-Luttner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kunst, die sie nie sehen werden
Céline Delavaux
Prestel (2012)
188 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.