Pionierinnen der Moderne
Außer den vier im Ausstellungstitel genannten weithin berühmten Künstlerinnen Modersohn-Becker, Kollwitz, Münter und Werefkin werden in diesem Bildband noch drei weitere, allgemein bislang weniger bekannte präsentiert: Ottilie Reylaender, Jacoba van Heemskerck und Erma Bossi. Sie waren ebenfalls in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. in Deutschland aktiv und ihre Werke auch vom Expressionismus geprägt. Einige der sieben Frauen waren miteinander befreundet oder stellten zusammen ihre Werke aus. Sie alle werden im Katalogteil jeweils mit einer ausführlichen Biografie und ihrem künstlerischen Werdegang vorgestellt, der exemplarisch mit insgesamt 68 Werken dokumentiert ist. Dem Katalog ist zunächst ein Essay vorangestellt, das Fragen nachgeht wie "Was bedeutete es, als weiße Frau mit privilegiertem sozialem Hintergrund" bzw. "als professionelle Künstlerin in Deutschland [der Kaiserzeit] tätig zu sein?" Dabei liegt ein "Fokus auf ihren historisch bedingten, herkunfts- und geschlechtsspezifischen Erfahrungen". Auch ihre Beeinflussung durch die französische Moderne und die "koloniale Expansionspolitik" (Stichwort "Primitivismus") wird thematisiert. Darauf folgen ein Interview mit einer lebenden englischen Malerin, deren Schaffen im Dialog mit Werken von Modersohn-Becker steht, und eine Würdigung der Berliner Galerie "Der Sturm", die den genannten Künstlerinnen ab 1912 Ausstellungsmöglichkeiten bot und für sie Werbung machte. - Eine mit historischen Fotos illustrierte einschlägige Chronologie (1893-1945) schließt den bemerkenswerten Bildband ab.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Pionierinnen der Moderne
Autorinnen: Dorothy Price [und drei weitere]
Prestel Verlag (2023)
168 Seiten : farbig
fest geb.