Ist Gott die Liebe?

Die Frage "Ist Gott die Liebe?" öffnet ein weites Feld. Der Fundamentaltheologe Hansjürgen Verweyen bearbeitet es, indem er die Frage wie bei einem Negativ von der Rückseite her beleuchtet: Er untersucht, wie sich die Rede von Gottes Liebe mit allem vereinbaren lässt, was dieser Liebe anscheinend widerspricht. Dazu geht er zunächst Sinnentwürfen und Rechtfertigungen des Bösen im Alten Israel nach und stellt Antworten aus dem Alten Testament in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext vor, von der Urgeschichte bis zur Weisheitsliteratur. Den Hauptteil des Buches macht die Darstellung der Apokalyptik aus, wobei das Buch Daniel und die neutestamentliche Entwicklung des Glaubens an Endzeit und Endgericht im Zentrum stehen, die angesichts des Unheils in der Welt die Rede von Gottes Gerechtigkeit und Liebe weiterhin ermöglichen sollen. Im abschließenden dritten Teil wird die klassische Theodizeefrage gestellt, im Dialog mit Philosophie und Literatur umkreist und auf die Frage nach dem Tod Jesu als Sühne zugespitzt. Trotz ihres Lehrbuchcharakters richtiet sich die Darstellung nicht nur an ein Fachpublikum, setzt aber Grundwissen über die Bibel und ihre Entstehung und über die Geschichte des Vorderen Orients voraus. Ist dieses vorhanden, dann ist die Lektüre gerade in der Komprimierung komplexer Fragen erhellend und anregend. Gerne empfohlen.