Tief im Land

Der Klassiker der Aussteigerbücher ist Thoureaus "Walden" (1854). Jemand (warum eigentlich fast immer ein Mann?) fährt aus freien Stücken in die Wildnis, um sich selbst in der Natur zu entdecken. Genau das beschreibt Neil Ansells Buch. "Tief ins Tief im Land Land" ist die Geschichte der fünf Jahre, die er in einem abgelegenen walisischen Cottage verbrachte. Rituale von Holzsammeln und Essenszubereitung, Naturbeschreibungen, Aufzeichnungen über Vogelflüge sind in einer Genauigkeit vorhanden, die nur geduldiger Beobachtung entspringt: wie die Wanderfalken nisten, die Rotmilane fliegen, die Sperber ihre Beute fangen, wie sich Füchse paaren und warum Schafe in Bäumen erfrieren. Es zeichnet das Buch aus, dass diese Beschreibungen selbstkritisch genug sind, um das Experiment des einsamen Feldforschers auch von der sozialen Seite aus zu sehen. Ansell brach seine Zeit in der Hütte ab, als sich sein Körper wehrte und er krank wurde. Ihm fehlte das, was den Menschen zum Menschen macht: die Gesellschaft. "Was bleibt, wenn man all das abzieht, was einen glauben lässt, man wüsste, wer man ist?" So lautet eine zentrale Frage dieses von Ulrike Kretschmer vorzüglich aus dem Englischen übersetzten Buches.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Tief im Land

Tief im Land

Neil Ansell
Allegria (2016)

267 S.
fest geb.

MedienNr.: 587209
ISBN 978-3-7934-2311-9
9783793423119
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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