Das Jahr ohne Worte
Theos und Syd Atlas` Ehe könnte nicht glücklicher sein: Syds Sohn aus erster Ehe liebt seinen Stiefvater und seinen kleinen Bruder. Theo und Syd haben Jobs, die sie lieben, doch dann erfährt Theo, dass er ALS hat, eine Krankheit, die das Familienleben zum Scheitern bringt: ALS führt u.a. dazu, dass er sich nur noch per SMS verständigen kann und innerhalb eines Jahres - nahezu bewegungslos - ans Bett gefesselt ist. Durch die rund um die Uhr anwesenden Pflegekräfte leidet das Privatleben der Familie, sodass Syd sich inzwischen wohler fühlt, wenn sie beruflich weitab von ihrem Berliner Zuhause ist. Als Theo wieder einmal in die Notaufnahme der Charité muss, lässt er sein Handy liegen. Syd liest seine SMS und ist erschüttert: Theo hat mit zwei anderen Frauen Affären und beschwert sich bei ihnen über Syd. Obwohl sie weiß, dass ALS ein unstillbares Sexualverlangen und eine Wesensveränderung auslösen kann, gelingt es Syd erst kurz vor Theos Tod, ihm zu verzeihen. Ein sehr persönliches aus ihrer Sicht erzähltes Buch, in dem Atlas auch vor ehrlichen intimen Beschreibungen nicht zurückschreckt. Ihr gelingt es, den alltäglichen Zwiespalt ihres Ehelebens glaubwürdig wiederzugeben.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Jahr ohne Worte
Syd Atlas ; aus dem Englischen von Martin Ruben Becker
Wunderlich (2020)
250 Seiten
fest geb.