Deutscher Kolonialismus
Obwohl Deutschland ab 1870/71 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Kolonien in Afrika, in China und im Pazifik (Deutsch-Neuguinea, Samoa-Inseln) besaß, spielt die Kolonialgeschichte im Bewusstsein der meisten Deutschen kaum eine Rolle. Hier aufklärend zu wirken, ist das Ziel der Ausstellung "Deutscher Kolonialismus" wie auch dieses Begleitbandes. Die Besucher bzw. Leser sollen "vielfältige Impulse für eine aktuelle Auseinandersetzung mit der Kolonialvergangenheit" erfahren und "für ihre langfristigen Folgen" sensibilisiert werden. So wird die Thematik nicht nur an authentischen, fundiert erklärten Ausstellungsobjekten deutlich gemacht, sondern informative, auf historischen Fakten beruhende und zeitübergreifende Aspekte aufzeigende Essays bilden den Boden für eine gute Kenntnis und kritische Bewertung. So wird ersichtlich, dass der deutsche Kolonialismus im Glauben an einen zivilisatorischen Auftrag wie die anderen Kolonialmächte agierte, sich aber viel stärker von Prestigedenken leiten ließ, was z.T. zu radikalen Maßnahmen führte, die im "ersten Völkermord des 20. Jh." (Vernichtungspolitik gegen Herero und Nama) gipfelten. Der den Essays angefügte Ausstellungskatalog veranschaulicht und vertieft die Argumentation der einzelnen Beiträge. - Sehr informativ, nicht nur für Ausstellungsbesucher zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Deutscher Kolonialismus
hrsg. vom Deutschen Historischen Museum. [Konzept und Redaktion: Sebastian Gottschalk ...]
Theiss (2016)
333 S. : zahlr. Ill. (z. T. farb.), Kt.
fest geb.