Der Zorn der Einsiedlerin

Widerwillig hat Adamsberg seine langersehnte Auszeit auf Island abgebrochen, weil die Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements ohne die treffsichere Intuition des Chefs nicht in der Lage war, den heimtückischen Mord an einer Frau aufzuklären. Kaum hat er den Mörder hinter Gitter gebracht, wird er auf eine Serie von Todesfällen aufmerksam, die sein Misstrauen weckt: Drei alte Männer starben innerhalb weniger Tage an dem Gift der Einsiedlerspinne. Er lässt sein Team gegen den ausdrücklichen Willen seines Stellvertreters Danglard ermitteln und schon bald stellt sich heraus, dass die Toten in den 40er Jahren alle im selben Heim aufwuchsen und dort als Mitglieder einer brutalen Bande anderen Kindern furchtbare Streiche spielten, die lebenslange Schäden zur Folge hatten. Adamsberg vermutet, dass nun ein oder mehrere Opfer Rache geübt haben. Doch der Fall nimmt eine überraschende Wendung und der Commissaire muss sich mit dem ungewohnten Gefühl auseinandersetzen, Unrecht gehabt zu haben. Ob das wirklich so ist, oder ob die Täter nur besonders raffiniert sind, erzählt die französische Star-Autorin auf unnachahmlich wendungsreiche Weise. Wie immer stellt sie dabei den feinen Charakter ihres Protagonisten heraus, der seine Brigade mit väterlicher Autorität führt und alle Mitarbeiter genau dort einsetzt, wo sich ihre Stärken am besten und effektivsten entfalten können. In diesem Fall weist sie auch Adamsbergs Bruder Raphael eine Rolle zu, mit dessen Hilfe ein tief verschüttetes Kindheitstrauma des Commissaires entschlüsselt wird. Und auch das hat Anteil an der Lösung des Falls. - Ein eleganter und sowohl literarisch als auch kompositorisch anspruchsvoller Kriminalroman, der Leser in allen Büchereien gefallen wird. (Übers.: Waltraud Schwarze)