Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt
Der Tod der Schildkröte Charly, die einst den drei Kindern der Witwe Frieda von ihrem, nach dem Verlust ihres Mannes, neuen Lebensgefährten geschenkt wurde, ist Anlass, dass alle Kinder und Kindeskinder zusammengetrommelt werden, um dem Ableben des geliebten Haustieres gebührend zu gedenken. Im Verlauf des Romans kommen nun die Kinder Nele, Mattis und Karen zu Wort sowie wiederum deren Kinder, Max, Ben, Thomas und Lena und Heinrich, der Witwe zweiter Mann. Jeweils aus deren Perspektive und mit vielen Rückblicken entspinnt sich die Familiengeschichte aller Beteiligten. Hier lässt die Autorin nichts aus, was das Menschen- und Gesellschaftsleben umtreibt: unheilbare Krankheit, schwererziehbare Kinder, Homosexualität, Vergewaltigung, versuchten Suizid, Untreue, Gewalttätigkeit und Selbstverwirklichung. Über alldem liegt aber eine verständnisvolle Menschlichkeit, die den schweren Stoffen den Druck nimmt und sie damit verdaubar macht, ihnen vielleicht aber auch nicht immer gerecht wird. Dies scheint aber auch nicht der Anspruch zu sein, eher das Schaffen einer Projektionsfläche für krisengebeutelte Familienmitglieder, die sich, in guter Gesellschaft wissend, aus der eigenen Realität davonlesen können. Dazu ist das Buch gut geeignet, wenn es doch insgesamt etwas dick aufträgt. Etwas überladen, leicht zu lesen und punktuell bedenkenswert.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt
Heike Duken
Limes (2019)
268 Seiten
fest geb.