Wir sehen uns gestern
An ihrem 40. Geburtstag zweifelt Alice an ihren bisherigen Lebensentscheidungen. Ihr Vater liegt schwerkrank im Krankenhaus, ihre letzte Beziehung ist gerade in die Brüche gegangen und ihre beste Freundin ist meist mit der eigenen Familie beschäftigt. In diesem Zustand stolpert Alice zufällig in eine Art Zeitreisekapsel, mit der sie den Tag ihres 16. Geburtstags beliebig oft erneut erleben kann. Nach dem anfänglichen Schock beginnt Alice mit den Parametern dieses Tages zu spielen, um sich am nächsten Tag zurück in der Gegenwart auf einem anderen Lebensweg wiederzufinden. Doch so sehr sie sich bemüht, fühlt sich keiner der möglichen Pfade richtig an, und ihren Vater scheint sie in keinem Szenario vor seiner Krankheit bewahren zu können. - In einem cleveren Gedankenexperiment spielt die Autorin mit der Frage, wie Glück auf verschiedenen Abzweigungen des Lebens aussehen und welchen Entwicklungen man sich in keinem Fall verschließen kann. Ein oft ans Schwermütige grenzender, gut geschriebener Roman - gerne zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir sehen uns gestern
Emma Straub ; Deutsch von Juliane Zaubitzer
Limes (2023)
367 Seiten
kt.