Der erste Stein

Carsten Jensen, einer der profiliertesten politischen Journalisten Dänemarks, verbrachte für die Recherche an diesem Buch längere Zeit in Afghanistan, um so authentisch wie nur irgend möglich berichten zu können. Es ist ein breit angelegter inhaltsreicher Der erste Stein Roman, angesiedelt in der Welt der Militärs, der sich in die Tradition großer Antikriegsromane stellt. Wer sich auf das Lesen des dicken Buches einlässt, muss einiges ertragen, das tief unter die Haut geht, weil nicht nur die berichteten militärischen Tatsachen kaum erträglich sind, sondern oft auch die flapsige Sprache, die unter den Soldatinnen und Soldaten an der Front herrscht. Der Roman geht immer wieder auf den tiefen Riss zwischen dem Militäreinsatz fremder Mächte und der Religion und Kultur des einheimischen Volkes ein. Das führt dann auch mehrmals zu Konflikten, an deren Ende, zur vermeintlichen Lösung, der Wurf des "Ersten Steins" stattfindet. Der Leser braucht einige Nerven, um die geschilderten Grausamkeiten und den Vollzug von Strafen nach dem Scharia-Gesetz zu ertragen. Oft wird es grundsätzlich und fordert heraus, selbst eine Entscheidung zu treffen, so etwa jene Konfliktsituation, in der es um Leben oder Tod einer ganzen Gruppe geht und nur ein mündliches Bekenntnis zu Allah durch den anwesenden Militärseelsorger den bereits einsetzenden Steinwurf beenden kann. Immer wieder bleibt man an solchen außergewöhnlichen Stellen stehen, die man als seelische Herausforderung verstehen muss, eben, weil man spürt, dass das Buch spannend, aber nicht oberflächlich berichtet, sondern im Leser etwas auslösen will. Ein aufwühlendes Buch! (Übers.: Ulrich Sonnenberg)

Armin Jetter

Armin Jetter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der erste Stein

Der erste Stein

Carsten Jensen
Knaus (2017)

638 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 589266
ISBN 978-3-8135-0741-6
9783813507416
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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