Die letzten Tage Jesu

Im zeitlichen Ablauf der Ereignisse vom Letzten Abendmahl Jesu bis zu seiner Kreuzigung gibt es zwischen den Synoptikern (Mk, Mt, Lk) und dem Johannesevangelium Widersprüche, deren definitive Lösung der Exegese bis heute nicht gelungen ist. Der Physiker Die letzten Tage Jesu C. J. Humphreys glaubt, beide Datierungen harmonisieren zu können durch die Rekonstruktion eines vorexilischen jüdischen Kalenders, dem Jesus bei der Feier des Letzten Abendmahles als eines Passha-Mahles gefolgt sei, sodass auch Johannes zu seinem Recht kommt, wenn er behauptet, Jesus sei am Rüsttag, und zwar genau zu der Stunde verstorben, als die Lämmer für das Passha im Tempel geschlachtet wurden. Mit diesem vom offiziellen Judentum abweichenden Passha-Termin habe sich Jesus als zweiter Moses gezeigt. In der Tat versteht es der Autor, diese etwas trockene Materie von Datierungsfragen mit hochinteressanten religions- und kulturgeschichtlichen Analysen - z.B. der Pfingstpredigt des Petrus - anzureichern, die für sich schon die Lektüre des Buches lohnen. Dennoch ist mit dieser Theorie die Sache selbst natürlich noch lange nicht entschieden. Es ist nur eine These, die sich gewichtigen Einwänden stellen muss, etwa dem, dass die Urkirche das Letzte Abendmahl keineswegs als Passha-Mahl verstanden hat, sodass auch die Notwendigkeit einer Harmonisierung überhaupt fraglich wird. Trotzdem lohnt sich die Lektüre für alle biblisch interessierten Leser/innen, da wieder sichtbar wird, dass auch eine historisch-kritische Methode nie zu definitiven und unzweifelhaften Ergebnissen kommt.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die letzten Tage Jesu

Die letzten Tage Jesu

Colin J. Humphreys
Verl. Urachhaus (2012)

328 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 360627
ISBN 978-3-8251-7787-4
9783825177874
ca. 29,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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