Vom Atem unter Wasser
Sarah wird mit 16 Jahren auf dem Nachhauseweg von einer Party ermordet. Ein Jahr später treffen wir auf ihre Hinterbliebenen. Die Mutter hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich, der ältere Bruder studiert Medizin und gibt erst durch dieses Ereignis seine distanzierte Haltung zu den Eltern auf, der Vater kompensiert den Rückzug seiner Frau aus dem ehelichen Schlafzimmer mit einer Geliebten. Aufgerüttelt durch den Suizidversuch der Mutter beginnen alle drei, ihre Trauer auf ihre Weise zu verarbeiten und wieder aufeinander zuzugehen. Basierend auf ihrem gleichnamigen Drehbuch, das 2008 mit Andrea Sawatzki in der Rolle der Mutter verfilmt wurde, schafft Dickreiter einen eigenständigen, eindringlichen Roman über eine Familie, die die Trauer um ihr Kind völlig aus der Bahn wirft. Schuldgefühle, Wut, Unverständnis, das Unvermögen, miteinander Wege aus dem bodenlosen Loch zu finden, gegenseitige Verletzungen, das alles schildert die Autorin fast atemlos in ungeordneter Abfolge aus der wechselnden Perspektive der drei Familienmitglieder. Dadurch entwickelt das Geschehen eine Dramatik, der man sich nicht entziehen kann. Sehr empfehlenswert!
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.
Vom Atem unter Wasser
Lisa-Marie Dickreiter
Bloomsbury (2010)
271 S.
fest geb.