Pigeon English
Der elfjährige Harri Opoku ist mit seiner Mutter und seiner großen Schwester von Ghana nach London gezogen. Im neunten Stock eines Hochhauses wohnt die Familie mitten in einem sozialen Brennpunkt. Es herrscht ein rauer Umgangston, Schikanen und Schlägereien unter den teilweise illegal Eingewanderten sind an der Tagesordnung. Kurz nachdem ein Junge erstochen aufgefunden wurde, sieht Harri nachts vom Balkon aus, wie ein Unbekannter ein Messer aus einem Versteck holt. Ist es die Tatwaffe? Ist der Täter unter den Bandenmitgliedern der berüchtigten Dell Farm Crew zu suchen? Harri forscht nach dem Täter und ahnt nicht, in welche Gefahr er sich begibt. Über seine Erlebnisse und Eindrücke spricht der friedfertige Harri mit einer Taube. Einem Menschen kann er sich nicht anvertrauen. - In diesem überzeugenden Debütroman wird aus der kindlich naiven Perspektive Harris erzählt. Staunend und ungläubig beschreibt er, was er sieht und was er erlebt. Der Leser weiß oft mehr als Harri und ahnt frühzeitig, was geschehen wird. Der rüde Jungendslang, der in dem Viertel gesprochen und in der Erzählung Harris durchgehend verwendet wird, wirkt sehr authentisch. Die phantasievollen jugendlichen Wortneuschöpfungen lassen den Leser dieser gelungenen und anrührenden Milieustudie gelegentlich schmunzeln. Sehr empfehlenswert. (Übers.: Clara Drechsler u. Harald Hellmann)
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Pigeon English
Stephen Kelman
Berlin-Verl. (2011)
297 S. : Ill.
fest geb.