Mutters letzte Worte

Elisabeth stirbt. Sie hat Krebs, unheilbar. Sie solle darüber reden, empfiehlt ihr der Hausarzt. Aber wie? Als sie nach Wochen ihre Tochter Coco zufällig auf der Straße trifft, wirft sie ihr die Diagnose in dürren Worten hin. Mit ihrem Friseur Mutters letzte Worte war ihr das Gespräch darüber leichter gefallen. Jetzt sucht auch Coco nach dem passenden Timing, um ihrem Vater und der Stiefmutter, die sie aufgezogen hatten, die Nachricht zu übermitteln. Sie tut es bei einem gemeinsamen Essen, bei dem die 23-Jährige auch spontan beschließt, bei der Mutter einzuziehen. - In den parataktischen Dialogsätzen, die teilweise nur aus "Ach"- und "Oh"-Lauten bestehen, wird die Gefühlskälte zwischen Mutter und Tochter deutlich. Wie nebenbei werden in lakonischer Sprache Details aus Cocos Kindheit eingestreut, die Rückschlüsse auf eine schwierige Beziehung zur Mutter zulassen, die offenbar in einer Art Autismus gefangen ist. In abwechselnden Kurzkapiteln wird jeweils die Perspektive der Mutter und der Tochter eingenommen. Beide umkreisen sich in ihren Gedankengängen. Coco will, dass ihre Mutter endlich die Wahrheit eingesteht, und Elisabeth will gerade das umgehen. - Esther Gerritsen (Jg. 1972) ist in den Niederlanden eine bekannte Kolumnistin, Theater- und Romanautorin. "Mutters letzte Worte" ist ihr erster auf Deutsch erschienener Roman. Er kommt sprachlich leicht daher, ist psychologisch komplex und spannend bis zum Schluss. (Übers.: Meike Blatnik)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Mutters letzte Worte

Mutters letzte Worte

Esther Gerritsen
Berlin-Verl. (2014)

204 S.
fest geb.

MedienNr.: 397018
ISBN 978-3-8270-1160-2
9783827011602
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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