Barbaren

Vier Cambridge-Absolventen: Die kämpferische Afua schafft es bis ins Schattenkabinett der Labour Party und lässt dabei die Menschen, die ihr zu ihrem rasanten Aufstieg verhalfen, links liegen. Der erfolgreiche Anwalt Marcel, ihr Mann, verheddert Barbaren sich in seinen ungeklärten Gefühlen zu Buzzy, der unsicheren Lyrikerin. Einzig der eher schüchterne Henry, Sohn gesellschaftspolitischer Größen, schafft es zu einem - bis zum Ende des Romans - gesicherten Auskommen. Am Start scheint den Vieren die Welt offen zu stehen, doch dann geraten sie - jeder auf seine Weise - in den Sog der Gepflogenheiten des Partei- und Finanzdenkens ... - Unterstellt, der Autor hat in den vier Hauptdarstellern gut beobachtete Abläufe kompiliert, befremdet den mit britischen Verhältnissen wenig Vertrauten die Dominanz, wie Schichtenzugehörigkeit und Parteiendenken die Lebensumstände in Großbritannien bis heute beeinflussen. Irritierend für den Leser ist aber auch, wie sehr die Protagonisten ihr eigenes und fremdes Handeln beobachten und interpretieren und jede Chance nutzen, die eigenen Wichtigkeit zumindest unterschwellig jedem Gegenüber zu vermitteln. Spontane Reaktionen, Ehrlichkeit und Mitgefühl scheinen in diesem Klima des Überflusses und der Gefühllosigkeit absolut unmöglich, ja tödlich zu sein. Für Leser/innen, die sich durch jede Menge Negativfiguren nicht abschrecken lassen, ist der Debütroman eine interessante Lektüre. (Übers.: Tanja Handels)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Barbaren

Barbaren

Tim Glencross
Berlin-Verl. (2015)

413 S.
fest geb.

MedienNr.: 797944
ISBN 978-3-8270-1166-4
9783827011664
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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