Deutsche Musik

Die sehr vielseitige Friederike Wißmann hat seit 2011 eine Professur für Historische Musikwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt, verfasst erfolgreich Bücher, gründete 1996 das Junge Orchester Berlin und verfügt als Cellistin auch über Deutsche Musik praktische Erfahrung in Jazz-Quintett (Hochschule) und Sinfonieorchester (Brandenburg). In diesem Buch ist sie sich des fast uferlosen Themas sehr bewusst. - Angelehnt an das Emotionale in der Kunst entsteht gleich die erste Hürde gemäß "Seele und Innerlichkeit" in der Definierung von deutscher Musik. Nicht einfacher wird es, wenn sie auf Unterschiede der sprachlichen und geografischen Grenzen eingeht, auf frühere Kleinstaaterei, Einflüsse aus allen Richtungen wegen der zentralen Lage in Europa, Auswanderung deutscher Musiker in alle Welt u.v.m. Wißmann macht die Tradition von Bach bis Stockhausen lebendig, berücksichtigt dabei neben Klassischem auch Volkslied, Operette, Tanzmusik, Fußballgesänge, Schlager, Filmmusik, Rock, Castingshows. Sie bespricht immer wieder Lebenswege von Komponisten und deren Werke (z.B. von Händel, Schumann, Henze), vertieft sich in historische Gegebenheiten, in Musik als Kraftgeber, als gesellschaftskritisches Potenzial, als Instrument zur Verquickung mit Macht. Entsprechend ihren verschiedenen Blickwinkeln und Verflechtungen sind auch die Kapitelüberschriften gewählt: Himmlisch, Diskursiv, Gesellig, Regional, Öffentlich, Käuflich, Diktiert, Widerständig etc. - Im Ganzen gelingt der Autorin eine beachtliche Mentalitätsgeschichte - und dies ohne irgendwelche Überhöhung des Nationalen. Das gut lesbare und sehr abwechslungsreich gestaltete Buch von über 500 Seiten kann ab mittleren Beständen gut empfohlen werden.

Georg Roth

Georg Roth

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Deutsche Musik

Deutsche Musik

Friederike Wißmann
Berlin-Verl. (2015)

510 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 583562
ISBN 978-3-8270-1180-0
9783827011800
ca. 38,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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