Die chinesische Sängerin
Man nehme die folgenden Themen und Motive, erzähle in überschaubaren Sätzen und schnell lesbaren Kapiteln, dann fällt es dem Leser schon schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Denn innige Mutterliebe, hartes Leben im Waisenhaus, lange Suche nach der verschwundenen Mutter, Schuldgefühle gegenüber dem geliebten Kind, gehasster Stiefvater, sexueller Missbrauch, tiefe Liebe und arge Enttäuschung, mühevoller Aufstieg einer begnadeten Künstlerin, die Faszination der Kino- und Theaterwelt, Not und Elend der wirtschaftlichen Depression in den 20er und 30er Jahren, Zurücksetzung aus Rassenvorurteil, Leben zwischen traditioneller Welt chinesischer Einwanderer und moderner amerikanischer Lebenshektik lassen wohl jeden Leser mit der Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Liu Song und ihrem Sohn William mitfühlen, mitleiden und mithoffen. Glaubwürdig und lebensecht wirken die Schilderungen nicht zuletzt deshalb, weil der Autor auf Schicksale seiner Vorfahren zurückgreifen kann. Erzählt wird im Wesentlichen aus zwei Perspektiven, der des verlassenen Buben William und seiner Mutter, die mit schwierigen Lebenssituationen zu kämpfen hat. Der Wechsel im Zeitablauf belebt das Roman-Geschehen zusätzlich. (Übers.: Ulrike Thiesmeyer)
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die chinesische Sängerin
Jamie Ford
Bloomsbury (2014)
399 S.
fest geb.