Alles ist gut

Krausser schreibt in vielen seiner Bücher über Künstlerexistenzen, wie etwa zu Puccini 2008 und 2010. Wie schon in seinem erfolgreichen Roman "Melodien" (dnb-BP 93/127), auf den er am Ende des vorliegenden Buches auch zurückkommt, wählt Krausser Alles ist gut die Musikwelt als Folie für seine unterhaltsam, ironisierende Erzählung zur Frage, was Kunst vermag und wie sie dem Künstler nützt oder ihn verwirrt. Zunächst ist da der meist flapsig sich artikulierende Ich-Erzähler und Komponist Marius Brandt mitsamt seinen Liebesnöten und dem Ehrgeiz, endlich eine der drei Opern, an denen er arbeitet, auf die Bühne zu bringen. Dass es in Bottrop, wo ihm dies gelingt, kein Opernhaus gibt, gehört ebenso zum Spiel mit dem Leser, wie die vielen Anspielungen und satirischen Anmerkungen zum E-Musik Betrieb unserer Avantgarde. Letztlich treten noch zwei teuflische Dämonen auf, die für Katastrophen und Bedrohlichkeit der Musik des ahnungslosen Brandt sorgen. Deren magische, ja lebensbedrohliche Wirkung verknüpft der Autor in eine an Umberto Ecos "Friedhöfe von Prag" erinnernde Geschichte von Kardinälen, Kabbalisten und KZ-Schergen, die ebenso skurril und absurd wie unterhaltsam ist. Dass das Ganze dann noch in Auftritten eines russischen Oligarchen und des Autors Helmut Krausser selbst endet, der die drei Opern mit sich nimmt, überhöht den Reiz dieser als Roman firmierenden Erzählung aus Phantasie, Groteske und Kunstsatire. Wer sich nicht an den wenigen drastisch grotesken Darstellungen von Sexualität oder Gewalt stört, findet in Kraussers selbstironischem Buch ein schmunzelndes, flott und virtuos geschriebenes Lesevergnügen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Alles ist gut

Alles ist gut

Helmut Krausser
Berlin-Verl. (2015)

238 S.
fest geb.

MedienNr.: 797946
ISBN 978-3-8270-1202-9
9783827012029
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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