Rabenseele
Lua (Anfang 30) kehrt nach drei Jahren Gefängnis in den Harz zurück. Verurteilt wurde sie für die Tötung ihres Mannes, dessen Leiche jedoch nicht gefunden wurde. In einer Stadt in der Nähe arbeitet sie als Kassiererin, aber ihre Umgebung bleibt
ihr fremd. Im Harz und auch in ihrer Familie begegnet man Lua mit hinter Freundlichkeit verborgener Ablehnung. Die Umgebung, ihr Leben, ihre Geschichte ist kalt: sie sieht sich von der Mutter ausgestoßen, mit ihrem Mann gab es Streit, man ist nicht ehrlich mit ihr und sie sucht nach einem neuen Leben. Das macht die knappe Sprache deutlich, die den Zustand der Kälte immer wieder be- und umschreibt. - Alexandra Kui versteht es, Einzelheiten zum Mord an Luas Mann in kleinen Portionen zu servieren - und Zweifel zu säen, ob sich alles so abgespielt hat, wie Lua vorgeworfen wurde. Nach und nach baut sich Spannung auf: In welche Geschichte ist sie hineingeraten? Der spröde, lesenswerte, vielleicht auch manche verstörende Roman kann in größeren Büchereien gut eingesetzt werden.
Michael Müller
rezensiert für den Borromäusverein.

Rabenseele
Alexandra Kui
Bloomsbury (2016)
207 S.
kt.