Waghalsiger Versuch, in der Luft zu kleben

Nicht unpassend für diesen unorthodoxen Geist und unkonventionellen "Maler, Tänzer, Provokateur, Professor, Bühnenbildner und Kanzlerporträtist Jörg Immendorff" (Umschlag) beginnt die "Roman" genannte Aufeinanderfolge von Texten mit der Totenfeier (in die Spengler den Maler kommentierend eingreifen lässt) und endet mit der Taufe des Künstlers. Es ist eine Hommage des bekannten Schriftstellers an den befreundeten, recht früh verstorbenen Künstler (1945 - 2007) in 15 Texten, die in lockerer Reihung charakteristische Ausschnitte aus dem Leben Immendorfs beinhalten und die trotz oder gerade wegen ihrer Disparatheit in der Zusammenschau ein wunderbar vielfältiges und farbiges Bild ergeben. Ob wir den Künstler bei einem vor Sarkasmus sprühenden Verkaufsgespräch erleben, an dem Prozess im Düsseldorfer Landgericht wegen Drogenmissbrauchs oder bei der Enthüllung des Kanzlerporträts für Gerhard Schröder teilnehmen, ihn bei einem Fernsehinterview zuhören oder ihn zur Stammzellenspende in ein Pekinger Krankenhaus begleiten, immer intensiver wird der Leser - auch dank der vielen wörtlichen Zitate - mit der schillernden Persönlichkeit, mit der Kunstauffassung und der Lebenseinstellung dieses bekennenden Marxisten und bedeutenden avantgardistischen Künstlers (Schüler von Joseph Beuys) vertraut. Berührend emotional und sachlich zugleich, authentisch und kenntnisreich!