Trennungen. Verbrennungen
Im Mittelpunkt des Romans steht der Archäologieprofessor Fred Reitlinger. Um ihn herum gruppiert sich das übrige Romanpersonal. Da ist zunächst seine Frau Nora, die - mit Zustimmung ihres Mannes - ein Verhältnis mit dem Hotelier Arnold Finkenhagen unterhält. Seine Kinder Alisha und Ansgar sind problematische Charaktere. Während die Tochter eine Feministin ist, die in ihrer klischeehaften Weltsicht schon längst den Bezug zur Wirklichkeit verloren hat, steht ihr Bruder vor der Insolvenz seines Start-ups. Alishas beste Freundin Caroline arbeitet als Call-Girl und gerät ausgerechnet an Leo Kniedorff, einen von Reitlingers Doktoranden, der in Konkurrenz mit seinem Studienkollegen Gerry Bronnen um die Gunst seines Doktorvaters buhlt. Beide hoffen auf dieselbe Stelle, um sich und ihre Freundinnen ernähren zu können. So sind alle Figuren untereinander verbunden, teils direkt, teils über Umwege. Im Laufe der Handlung gerät das kunstreich arrangierte Beziehungsgeflecht kräftig durcheinander. Die Verhältnisse ändern sich, manche der Paare trennen sind, andere kommen zusammen. Am Ende sind die Karten neu gemischt. - Kraussers Roman stellt die Unverbindlichkeit menschlicher Beziehungen im Zeitalter von Tinder dar. Routiniert geschrieben und leicht zu lesen.
Antonie Magen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Trennungen. Verbrennungen
Helmut Krausser
Berlin-Verl. (2019)
253 S.
fest geb.