Napoleon
Dass die Schlacht von Waterloo, die sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährte (s. Cornwell, Waterloo, BP/mp 15/590), nicht das alles entscheidende Ereignis für das Ende Napoleons und seines Herrschaftsanspruchs darstellt, erläutert der Historiker Munro Price in diesem detailliert und spannend erzählten Werk. Anhand zahlreicher bisher nicht berücksichtigter und ausgewerteter Quellen weist der Autor nach, dass Napoleon seit der Katastrophe des Russlandfeldzugs von 1812 durch seine Arroganz und Sturheit sowie seine ablehnende Haltung gegen Vermittlungsversuche bzw. Friedensangebote der verbündeten Gegner (Russland, England, Preußen, Österreich) seinen Untergang großteils selbst herbeiführte. In den ausführlichen Schilderungen der diplomatischen Versuche, weitere Kriegszüge zu vermeiden, und der nach dem Scheitern wieder auflodernden Schlachten macht Price nicht nur das zögerliche Verhalten Napoleons deutlich, der überzeugt war, ohne "ruhmreichen Frieden" vom französischen Volk gestürzt zu werden, sondern auch die auf eigene Vorteile ausgerichteten Interessen seiner Gegner. Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung, ja sogar des militärischen Führungspersonals und zuletzt die Eroberung von Paris durch die Verbündeten bedingen schließlich das endgültige Aus für den ins Exil nach St. Helena Verbannten. - Dem Autor gelingt nicht nur ein fesselndes und umfassendes Bild der Zeit von 1812 bis 1815, sondern auch eine eindringliche Studie des Menschen Napoleon in seiner Ambivalenz und seinem schillernden Charakter. Für größere Bestände.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Napoleon
Munro Price
Siedler (2015)
462 S. : Ill., Kt.
fest geb.