Neue Antworten für Hiob
Nach einer Darstellung der bisherigen Antwortversuche auf die Frage nach dem Leid seit dem Buch Hiob legt der Zoologe und bekennende Christ Gerhard Haszprunar auf naturwissenschaftlicher Basis dar, dass im Kosmos die Unbestimmtheit (der Zufall) ein zentrales Element der Entwicklung ist. Das bedeutet: Der Schöpfer gewährt seiner gesamten Schöpfung vom Urknall bis hin zum Menschen Freiheit, allerdings im durch die Naturgesetze ausgespannten Rahmen. Damit wird eine theologische Sichtweise gestützt, wonach der Allmächtige seine Allmacht um der Freiheit seiner Geschöpfe willen beschränkt. Leiden ist dann nicht von Gott gezielt gewollt, sondern die Kehrseite der freien Entfaltung. Dieses universelle Erklärungsmodell zeigt hier meines Wissens tatsächlich "neue Antworten" auf, weil es alle Kategorien von Leidursachen - von Naturkatstrophen über Krankheiten bis hin zum Handeln des Menschen - umfasst, wobei der liebende Gott in der Welt präsent bleibt, indem er durch den Heiligen Geist auf Menschen einwirkt, die dann in freier Entscheidung die Werke Gottes auf Erden tun oder auch unterlassen können. Haszprunars Darlegungen sind auch ohne spezielle Vorkenntnisse nachvollziehbar. Auch dieser Deutungsversuch kann freilich nicht alle Fragen beantworten. Verdient Beachtung!
Monika Graf
rezensiert für den Borromäusverein.
Neue Antworten für Hiob
Gerhard Haszprunar
EOS (2016)
Wegweisungen ; 6
175 S.
fest geb.