Die Oper

Opulent ist der große, über 2kg schwere Bildband zur Operngeschichte allemal. Es ist die nach der ersten, englischsprachigen Ausgabe 2006 überarbeitete deutsche Fassung eines Werks, das als Kooperation zwischen einer US-Literaturwissenschaftlerin Die Oper und einem renommierten britischen Journalisten entstand und mit der Macht der Bilder von der Faszination der Oper überzeugen möchte. Auf den 360 Seiten blättert sich nach recht kurzer Einführung zu Gattung, Libretto, Aufführungspraxis, Opernhäuser und Opernstars die Operngeschichte in sieben Kapiteln anhand von exemplarischen, weithin bekannten Werken auf. Dass dabei für die 200 Jahre von 1600 bis 1800 (also Barock, Rokoko und Klassik) gerade einmal 45 Seiten aufgewendet werden und gerade für deutsches Publikum wichtige Aspekte wie die deutsche Spieloper (etwa Lortzing) und das weltweit einmalige Repertoire- und Stadttheatersystem gänzlich unberücksichtigt bleiben, bestärkt den Eindruck, hier eine zwar „glänzende“, aber nicht so sehr fachlich informative und aktuelle Operngeschichte zu verfassen. Die Auswahl des immerhin über 60 Seiten starken Kapitels „moderne Oper“ umfasst klassische Moderne (etwas Weill und Schönberg) und Werke des 21. Jahrhunderts und lässt in der Auswahl doch einiges fragwürdig erscheinen. Warum Ethel Mary Smyth, Terence Blanchard, Scott Joplin aber kein Lachenmann, Aperghis oder Ferneyhough? In der Auswahl der Bilder wie in der der Werke herrscht ein Blick auf Operngeschichte, wie er dem globalisierten, US-amerikanisch britischen Horizont entspricht. Das ist ein Vorteil, wenn die internationale Erfolgsgeschichte der Oper gefeiert werden soll, von Nachteil, wenn regionale und weniger bekannte Traditionen, Aufführungspraktiken und Werke ausgeblendet werden, deren Bedeutung und Erfolg sich gerade für ein deutsches und ein musikalisch wie theaterästhetisch anspruchsvolleres Publikum als wichtig erweisen würde. Die Schludrigkeit von Bildunterschriften (teilweise fehlend, in der Regel weder Nennung von Bühnenbilder noch Regisseur) und einer uneinheitlichen Weise der Überschriften seien nur am Rande angemerkt. Die Bilder, auf die der Band letztlich abhebt, sind liebevoll zusammengetragen und ansprechend präsentiert, geben letztlich aber eben das wieder, was auch die Texte versprechen: Das „best of“ von Oper, wie es dem Operngänger ohnehin im Kopf ist. Als glamouröses Geschenk für Opernfreunde durchaus geeignet, mögen auch größere Bestände vor Anschaffung des Buches gut auf ihr Budget achten.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Oper

Die Oper

Alan Riding & Leslie Dunton-Downer ; Übersetzung: Andreas Kellermann [und zwei weitere]
Dorling Kindersley Verlag GmbH (2023)

360 Seiten : zahlreiche Illustrationen (überwiegend farbig)
fest geb.

MedienNr.: 616372
ISBN 978-3-8310-4737-6
9783831047376
ca. 49,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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