Mutig, nicht perfekt

Reshma Saujani kandidierte 2010 für den US-Kongress und fuhr eine krachende Niederlage ein. Saujani, deren Vater aus Indien stammt, hatte bis dahin eine Karriere als Juristin gemacht, ihrem Vater zuliebe, wie sie infolge ihrer Niederlage erkannte. Das Bemerkenswerte an dieser Geschichte des Scheiterns liegt nicht in ihrer Kandidatur als politisch unbeschriebenes Blatt, auch nicht in der Niederlage, dafür schon eher in der Erkenntnis, dass das Leben danach weiter ging. Für Saujani ist das eigentlich Bemerkenswerte, dass sie mit 33 Jahren das erste Mal in ihrem Leben etwas riskierte. Warum ist das so? Und warum ist Risikobereitschaft und Frauen weniger verbreitet oder gar selbstverständlich als unter Männern? Saujanis These: In der Erziehung von Kindern werden die Weichen für Erfolg und Durchsetzungsvermögen schon früh gestellt, und zwar eher bei Jungen als bei Mädchen. Immer noch werden Jungen viel selbstverständlicher ermuntert, sich auszuprobieren und Risiken einzugehen, während Mädchen weitgehend behütet aufwachsen und der Fokus mehr auf Perfektion und Sicherheit liegt. Saujani zeigt in drei großen Kapiteln auf, wie Mädchen Perfektionismus antrainiert wird, was Mut im Denken und Handeln bewirken kann, und wie Frauen neue Wege gehen können und so ein Mehr an Freiheit, Gelassenheit, Souveränität und Stärke gewinnen können. "Trau dich, in einer Welt von Prinzessinnen ein Hotdog zu sein" überschreibt sie ein Kapitel in diesem Buch und bietet Strategien an, wie man alte Denkmuster verlassen, neue Überzeugungen gewinnen kann und sowohl dauerhaft mehr Erfolg haben als auch Stärke entwickeln kann, um Niederlagen zu überleben. Ein interessantes Buch gegen den Perfektionismus und für starke, unabhängige junge Frauen, dem vor allem viele Leserinnen zu wünschen sind. Gerne empfohlen.