Großraumdisco

Nur widerwillig fährt Anni zum Abi-Treffen in ihr norddeutsches Heimatdorf, das außer der Disco Cincinnati nicht viel zu bieten hat. Vor 35 Jahren hat sie der Beitrag über sie in der Abi-Zeitung so verletzt, dass sie alle Kontakte zu den früheren Großraumdisco Mitschüler:innen, vor allem zu ihrer besten Freundin Vera abgebrochen hat, Veras Briefe hat sie nie beantwortet. In Bremen hat sie Psychologie studiert, motiviert vor allem durch ihren eigenen Zählzwang. Um ihren Professor zu beeindrucken, gründet sie für eine Hausarbeit eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Zwangsstörungen, die ihr tatsächlich hilft, der Ursache ihrer eigenen Erkrankung auf die Spur zu kommen. Sie verliebt sich in den erfolgreichen Banker Christian, doch die Beziehung zerbricht an seiner Alkohol- und Kokainsucht. Anni wird nach ihrem Studium erfolgreiche Moderatorin einer Talkshow, mit der sie viel Geld verdient und die sie mittlerweile aufgegeben hat. Parallel zu Annis Geschichte gibt es Einschübe mit der Krankengeschichte einer namenlosen Frau, die sich als Vera entpuppt. Vera hat kurz vor dem Abi-Treffen, das sie größtenteils organisiert hat, den Kampf gegen den Krebs verloren. Sie hat noch einen Film erstellt, der Anni zeigt, dass Vera sich immer für ihr Leben interessiert hat. Anni erkennt traurig, dass sie eine Chance zur Versöhnung versäumt hat und fährt mit einer neuen Haltung zum Leben zurück zu ihrer Wahlfamilie aus guten Freunden. – Interessantes Psychogramm einer Frau, die mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpft, außerdem ein Zeitbild der 80er-Jahre. Lohnende Lektüre für eine psychologisch interessierte Leserschaft.

Evelin Schmidt

Evelin Schmidt

rezensiert für den Borromäusverein.

Großraumdisco

Großraumdisco

Christine Drews
DuMont (2023)

302, XV Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613962
ISBN 978-3-8321-8181-9
9783832181819
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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