Zuckerleben
2011. Der Moldawier Tolyan Andreewitsch trifft in den Abruzzen auf die beiden Jugendlichen Angelo und Christina, die als Folge der Eurokrise ihre Stelle in der Zuckerfabrik Termoli verloren haben und die nun Selbstmord begehen wollen. Ihr Schicksal führt dazu, dass sich Tolyan Andreewitsch an das Jahr 1991 erinnert, als ihn ein ähnliches Schicksal in einer moldawischen Zuckerfabrik ereilte. Damals hieß er noch Pitirim Tutunaru und hat zusammen mit dem 'Helden der Arbeit' Ilytsch, und einigen anderen Freunden, aus dem noch vorhandenen Zucker heimlich Schnaps gebraut, um damit den Start in ein neues Leben in Italien zu finanzieren. Pyotr Magnus Nedov stellt in seinem Roman die Phrasenhaftigkeit des realexistierenden Sozialismus bloß und verknüpft die damaligen Jahre des Umbruchs mit der Eurokrise unserer Tage. Der Autor setzt auf skurrile Einfälle und satirische Überspitzungen - nicht zuletzt bezüglich seiner Charaktere - um dem Leser den alltäglichen Wahnsinn, der heute wie damals zum Vorschein kommt, vor Augen zu führen.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Zuckerleben
Pyotr Magnus Nedov
DuMont (2013)
368 S.
fest geb.