Wie kurieren wir die Kirche?
Schon wieder ein Buch über notwendige Reformen in der katholischen Kirche! Diesmal mit signalrotem Cover - rote Karte für die Kirche? Allerdings bietet es auf den ersten Blick alte Bekannte: Frauen, Sex, Zölibat. Darüber diskutieren Katholiken in Deutschland seit Jahrzehnten weitgehend folgenlos. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich der Schatz dieses Buches, die Interviews, die Joachim Frank u.a. mit Annette Schavan führte, mit Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung), Matthias Sellmann (Pastoraltheologe), dem brasilianischen Bischof Luís Flávio Cappio und Barbara Ackerschott von einer kirchlichen Einrichtung für Drogenabhängige in Köln. Sie öffnen neue Perspektiven und zeigen Entwicklungsmöglichkeiten für die Kirche auf, die selbst altbekannte Themen wieder interessant werden lassen. Der brasilianische Bischof Cappio schreibt der deutschen Kirche ins Stammbuch, dass sie viel zu stark in Strukturen denke und mehr auf das Charisma ihrer Laien vertrauen sollte. Und Barbara Ackerschott zeigt, was Papst Franziskus mit "an die Grenzen gehen" meint. Zu jedem Interview gibt es einen einordnenden Text von Joachim Frank, der Experte für Kirchenfragen in den Zeitungen der Dumont-Mediengruppe (u.a. Berliner Zeitung, Bonner Generalanzeiger, Kölner Stadt-Anzeiger) und laisierter Priester ist. Als Therapie verordnet er der Kirche, ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, die Augen für die Realität zu öffnen und sich in Bescheidenheit zu üben. Das ist - nun ja - dürftig und eben nichts Neues. Wie sollte es auch? Es ist schon so viel über die Thematik geschrieben worden, dass es schwer ist, wirklich originelle Ideen zu entwickeln.
Christoph Holzapfel
rezensiert für den Borromäusverein.
Wie kurieren wir die Kirche?
aufgezeichnet von Joachim Frank
DuMont (2013)
299 S.
fest geb.