Der böse Mensch
Wo zeigt sich im Alltag das Böse? Dieser Frage geht der 1983 geborene Schriftsteller nach. Dabei macht er es seinen Lesern nicht leicht. Seine Figuren werden nicht nur im Krieg schuldig, sondern auch in kleinen alltäglichen Situationen. Gehässige Bemerkungen, Nachlässigkeit - bei vielen Passagen ist eine zweite Lektüre nötig. Der Autor urteilt nicht, er überlässt dem Leser die Entscheidung, indem er zum Nachdenken, zum Grübeln zwingt. Warum treibt ein Ehepaar das Wunschkind ab? Ist ein behindertes Kind eine Zumutung für die Gesellschaft? Alltägliche Orte wie ein Park, eine Bibliothek, ein Friseursalon entpuppen sich plötzlich als Schauplätze für Horrorszenarien. Just bevölkert seine Geschichten zum Teil mit Figuren, die aus der Psychiatrie entlaufen sein könnten und schafft damit unnötige Distanz zum Leser. Die bildgewaltige Sprache zeigt einen begabten jungen Mann, die Surrealität mancher Geschichten erschwert allerdings die Lektüre. Für größere Bestände und ambitionierte Leser.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der böse Mensch
Lorenz Just
DuMont (2017)
172 S.
fest geb.