Tycho Brahes Weg zu Gott

Als Freund und Förderer Kafkas gilt Max Brod heute vor allem, weniger bekannt ist er als Schriftsteller. Dem hilft die Werkausgabe des Wallstein Verlags auf schönste Weise ab. "Tycho Brahes Weg zu Gott" ist der vierte Band in dieser von den Germanisten Tycho Brahes Weg zu Gott Hans-Gerd Koch und Hans Dieter Zimmermann betreuten Ausgabe. Brods Roman, 1916 erschienen, war damals ein Bestseller. Man kann das hymnische Vorwort, das Stefan Zweig für eine Ausgabe aus dem Jahr 1927 beisteuerte, zwar heute nicht mehr so richtig nachvollziehen. Doch die Neulektüre lohnt sich. Einmal des Stoffes wegen. Brods historischer Roman erzählt von der Begegnung des streitbaren Dänen Tycho Brahes mit dem in sich ruhenden Genie Johannes Kepler im Jahr 1600 in Prag am Hofe von Kaiser Rudolf II., von ihren ungleichgewichtigen Forschungsansichten und den schwierigen Familienkonstellationen in Brahes Residenz. Hinter dem astronomischen Gipfeltreffen lässt Brod aber auch Glaubensfragen aufbrennen. Brahe, der an der heliozentrischen Lehre zweifelt, aber Kepler bei seinen kopernikanischen Himmelsvermessungen ermutigt, ist eine verkappte Hiobsfigur. Es ist seine "falsche Lehre", die er in dem zentralen 10. Kapitel - bei der Audienz beim Kaiser, wo er keine Sternwarte, sondern nur eine alchemistische Küche bekommt - als wahren Weg zu Gott erkennt, als Lebensprüfung. Eine vorbildlich edierte Neuausgabe eines erinnerungswürdigen und lesenswerten Romans. Für alle Bestände geeignet.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Tycho Brahes Weg zu Gott

Tycho Brahes Weg zu Gott

Max Brod
Wallstein (2013)

Ausgewählte Werke / Max Brod
328 S.
fest geb.

MedienNr.: 393014
ISBN 978-3-8353-1334-7
9783835313347
ca. 29,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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