Memoiren der Kurfürstin Sophie von Hannover
1630 wird Sophie als 12. Kind des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und seiner Frau Elisabeth Stuart, Tochter Jakobs I. von England geboren, entstammt damit zwei der ältesten und vornehmsten Adelsgeschlechter Europas. Inmitten der Auseinandersetzungen zwischen protestantischen und katholischen Machthabern quer durch Europa, dem 30-jährigen Krieg. Im Alter von 50 Jahren und von einigen Schicksalsschlägen getroffen erinnert sich die nachmalige Sophie von Hannover an bessere Zeiten und schildert mit Humor und Menschenkenntnis ihr Leben an den Höfen des europäischen Hochadels. Sitten und Etikette (wer sich wie oft vor wem wann verneigt, wer wann worauf in wessen Gegenwart sitzen darf, mit wem wer wo diniert, lustwandelt, reist usw.) erscheinen dem heutigen Leser doch recht fern. Ständig in Europa unterwegs, um die vielfältige adelige Verwandtschaft zu besuchen, Heiratschancen für Kinder, Geschwister und Cousinen auszuloten, beschreibt sie amüsant und anschaulich die unterschiedlichen Gepflogenheiten vor Ort und auf den Reisen. Verwirrend sind allerdings oft die verzweigten Stammbäume und familiären Verbindungen, die Vielfalt der Namen und Ränge, die der Verfasserin natürlich geläufig waren. Ein einführendes Porträt, ausführliche Kommentare, eine Nachlese zur kulturhistorischen Bedeutung, eine Zeittafel und weitere Literaturangaben vervollständigen dieses Kleinod aus vergangener Zeit. Für einen interessierten Leserkreis!
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Memoiren der Kurfürstin Sophie von Hannover
Martina Trauschke (Hrsg.)
Wallstein (2014)
203 S.
fest geb.