Dann bin ich ja ein Mörder

Am 29. März 1945 erschossen drei Angehörige einer Waffen-SS-Division etwa 60 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter. Einer der mutmaßlichen Mörder ist Adolf Storms, der für diese Tat nie zur Rechenschaft gezogen wurde. 63 Jahre später gelingt es Dann bin ich ja ein Mörder W. Manoschek, ihn zu interviewen. In den Gesprächen mit Storms, mit zwei ehemaligen HJ-Führern und überlebenden Juden wird das Verbrechen rekonstruiert und Fragen nach dem Vergessen, dem Verdrängen und der Verantwortung gestellt. Das Buch beruht auf dem (beigelegten) Film und vermittelt in Interviewauszügen Informationen zu historischen Hintergründen. Das sind u.a. Antisemitismus in Ungarn, die Geschichte der Zwangsarbeiter beim Bau des Südostwalls, die Todesmärsche vor Kriegsende oder die juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung. Die Stärken des Buchs liegen im Umgang mit Tätern und Opfern. Warum hat sich ein Durchschnittsbürger zu den Interviews bereit erklärt, warum hat er seine Beteiligung an den Morden vergessen oder verdrängt und warum kann er sich sein Handeln (hier greift der eindringliche Titel) heute nicht mehr vorstellen? Es werden keine fertigen Antworten geliefert, aber ein eindringlicher Rückblick auf die Geschichte und ihre Menschen ermöglicht. Ab mittleren Büchereien gut geeignet.

Michael Müller

Michael Müller

rezensiert für den Borromäusverein.

Dann bin ich ja ein Mörder

Dann bin ich ja ein Mörder

Walter Manoschek
Wallstein (2015)

219 S.
fest geb.

MedienNr.: 581595
ISBN 978-3-8353-1650-8
9783835316508
ca. 24,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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