"Ich jammere nicht, ich schimpfe"

Schauspielerbiografien bestätigen nur zu oft den Eindruck, dass für diese Künstler die Bühne die einzig existierende Welt ist. So ist auch Ruth Hellberg vollständig geprägt vom Theater, dem sie ihr Leben geweiht hat, obgleich dabei noch zwei Kinder und zahlreiche Liebschaften sich in dies Lebensbild einfügen. Ruth Hellberg, 1906 geboren, wird mit dem Vorbild der schauspielenden Mutter ohne Vater die ersten Jahre bei der Oma groß. Mit sechs steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, hat nie eine Schauspielschule besucht und erlebt im Kampf um Engagements die wilden, auch die ärmlichen 1920er Jahre und an der Seite ihres zweiten Mannes Wolfgang Liebeneiners auch hautnah das NS-Regime mit seiner Funktionalisierung von Bühne und Film. Die Biografie ist ein Who is Who der Zeit und führt bis zu ihrer wertvollen Arbeit als Synchronsprecherin und Bühnenerfahrung in der Bundesrepublik. Der Theaterhistoriker Blubacher stützt sich bei der sehr detailreichen und vorzüglich recherchierten Darstellung wesentlich auf Tonbandprotokolle und private Unterlagen. Daher der Eindruck, dass die Person Ruth Hellberg hier nicht aus kritischer Distanz, sondern ganz aus einem bewegten Bühnenleben vorgeführt wird. Der Rezensent vermisst auch eine Würdigung und Bewertung ihrer schauspielerischen Leistung, deren Karriere von so vielen Enttäuschungen, Bevorzugung ihrer Konkurrentinnen geprägt ist. Zudem ist der immerhin über 40 Jahre umfassende Teil ihres Wirkens in der Nachkriegszeit ziemlich stiefmütterlich behandelt. Die Biografie zeugt dagegen von einem großen Fleiß, allein beim Zusammentragen von 1736 Anmerkungen (keine bloßen Literaturverweise) auf 117 Seiten gegenüber den 242 Textseiten. Sie dürfte in dieser Gründlichkeit und fachlich stichhaltigen Form das Standardwerk zu Ruth Hellberg sein. Mehr allerdings nicht. - Daher auch nur für sehr große Bestände mit Schwerpunkt Bühne zu empfehlen.