Schriftstellerporträts
So wie Marcel Proust leidenschaftlich fotografische Porträts gesammelt hat, damals neu in der Belle Époque, so sammelt der Literaturkritiker und Autor Hage schriftliche Porträts von Autoren. Im Auftakt seiner Sammlung schildert er, dass Proust etliche seiner Porträts in dem Monumentalwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" verwandt hat. Hage, der für die FAZ, die ZEIT und den Spiegel gearbeitet hat, stellt 21 Schriftsteller vor, darunter zwei Frauen. Er zitiert aus Briefen und Tagebucheinträgen, erläutert oft die Werkentstehung, erzählt von Zweifeln und Schreibblockaden. Etliche der Schriftsteller und Schriftstellerinnen hat er persönlich getroffen und interviewt. So entsteht ein kenntnisreicher Streifzug durch die Literatur. Neben deutschen Gegenwartsautoren wie Frisch, Walser, Wolf oder Grass kommen die US-Größen Updike, Salter, Oates und Roth zu Wort. Die Texte über Grass, Thomas Mann und Kafka sind Titelgeschichten des Spiegel gewesen, andere wurden bereits in der ZEIT publiziert. Immer wieder gibt es Querverweise, wenn sich etwa Mann, Roth, Updike oder Walser über Kafka äußern. Hage lädt ein, bekannte und weniger bekannte Autoren zu entdecken oder wiederzulesen. Ab mittleren Beständen, für eine literarisch interessierte Leserschaft.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Schriftstellerporträts
Volker Hage
Wallstein Verlag (2019)
323 Seiten
fest geb.