Ein Leben, das zählt

Aus der durch seine Vorträge u.a. an Schulen gewonnenen Erkenntnis, dass seine ganz persönlichen Erfahrungen als Holocaust-Überlebender nur dann von jungen Leuten verstanden und richtig eingeordnet werden können, wenn sie im entsprechenden historischen Kontext verankert sind, stellt Ben Lesser (*1928) zwar seine Gefühle und Gedanken in den Mittelpunkt, bettet sie aber stets in einen erklärenden Hintergrund ein. Dieses Vorgehen veränderte auch seinen eigenen Blick auf sein Verständnis vom Holocaust und ließ ihn erkennen, "dass der einzige Weg, einen Völkermord zu verhindern, darin besteht, dass jeder Einzelne die Verantwortung für seine Worte und Taten übernimmt." Dieser Sichtweise folgt die gesamte berührende Überlebensgeschichte Lessers, der es mit ungebrochener Willensstärke schaffte, die Grausamkeiten der Konzentrationslager und der Todeszüge zu überstehen, und der sich nach seiner Emigration in die USA ein neues Leben aufbauen konnte. Diese unterschiedlichen Bereiche greift er auch im Buch auf: seine sorglose Kindheit in einer orthodoxen jüdischen Familie im polnischen Krakau, die einsetzenden Schikanen nach der deutschen Besetzung, die Flucht ins Ghetto von Bochnia, die Ermordung seiner Eltern, seine Flucht nach Ungarn, von wo er von den Nazis nach Auschwitz und Buchenwald deportiert wird. Er überlebt den Todeszug nach Dachau, wo er am 29.4.1945 von der US-Armee befreit wird. Im zweiten Teil erzählt er von seinem allmählichen Fußfassen in Deutschland, seiner Begeisterung, als Chaluzim das Land Israel zurückzuerobern, was aber aus familiären Gründen scheitert. Im abschließenden Teil schildert er sein neues Leben in den USA. - Allgemein zu empfehlen!