Nach den Fähren
Die Fähren mit den alljährlich zahlreichen Touristen bleiben aus, die meisten von der Urlaubstätigkeit wirtschaftlich abhängigen Insulaner haben mit der letzten Fähre ebenfalls das Weite gesucht. Übrig bleibt rund ein Dutzend namenlose Bewohner. U.a. leben eine Bäckerin, ein Hausmeister, eine Krankenschwester, ein Barmann, ein Müller, eine Klavierspielerin und eine Urlauberin noch vor Ort. Nachdem das Papiergeld abgegriffen und zerbröselt ist, keine Nahrung mehr vom Festland kommt, lebt der Tauschhandel für die vor Ort wachsenden Grundnahrungsmittel, manch anderes besorgt man sich aus leerstehenden Häusern. Das Warten auf das Wiedereinsetzen des Tourismus ist zwar Gesprächsthema, hat aber keine Priorität: Die Bewohner haben selbst die Verwerfungen unter den Inselbewohner durch die Feriengäste erlebt. Jetzt leben sie die Ruhe und konzentrieren sich auf sich selbst, in Gedankenkonstruktionen, praktischer Hilfe und Beziehungsklärungen untereinander. - Der zweite Roman der Autorin überzeugt durch seine feine und klare Sprache sowie seine klare Struktur, die zu (Lese-) Unterbrechungen und Nachsinnen einlädt: nachdenklich und träumerisch, realitätsstark und utopisch. Gerne empfohlen.
Rolf Pitsch
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Nach den Fähren
Thea Mengeler
Wallstein (2024)
172 Seiten : Illustratione, Karte
fest geb.