Zeit der großen Worte
Der stilistisch und inhaltlich an Klaus Kordons zeitgeschichtliche Romane erinnernde Jugendroman schildert sehr farbig, detailreich und fesselnd das Schicksal einer kleinstädtischen Geschäftsfamilie in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Angefeuert von Großvater Wilhelm, einem stolzen Kriegsveteran des 1870/71er Krieges, ziehen der Vater und der ältere Sohn Max, berauscht von nationalen Parolen und voll vaterländischer Begeisterung in den Krieg. Sehr bald zeigt sich, dass der Krieg kein reinigendes Gewitter ist, welches das Beste im Menschen hervorbringt, sondern ein "Menschenschlachthaus" (S. 117), dem zunächst der Vater und kurz vor Kriegsende auch Max, der ältere Bruder des noch jugendlichen Ich-Erzählers zum Opfer fallen. - Der Roman entlarvt die hohlen nationalistischen Parolen aus dem Blickwinkel des kleinen Mannes, der nichts gewinnt und alles verliert: bescheidenen Besitz, Liebe und sein Leben. Ein ausführlicher Anhang, der "ein paar Gedanken und Fakten zum Ersten Weltkrieg", eine recht ausführliche Zeittafel, ferner einige Lektürehinweise beinhaltet, ergänzt den historisch sorgfältig recherchierten, klar strukturierten, streng chronologisch aufgebauten und leicht lesbare Roman, der Jugendlichen sehr zu empfehlen ist.
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zeit der großen Worte
Herbert Günther
Gerstenberg (2014)
314 S.
fest geb.