Émile in Berlin
Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden in ganz Europa Warenhäuser nach dem Vorbild der "Konsumpaläste" in Paris. Als Émile mit seiner Mutter im Winter 1904 nach Berlin reist, steht selbstverständlich ein Besuch im Warenhaus Wertheim auf dem Programm, das gerade erweitert und im Jugendstil-Dekor umgestaltet wurde. Émile (den wir schon aus dem Buch über die Pariser Weltausstellung kennen, BP/mp 20/830), durchstreift die verschiedenen Abteilungen, was Anlass gibt, über die Vielfalt des Warenangebots, die luxuriöse Ausgestaltung und die technischen Ausstattungen (bspw. mit Fahrstühlen, Rolltreppen und elektrischem Licht) zu informieren. Für die damaligen Kunden boten die hohe Qualität der Produkte, das breite Sortiment, der Service und nicht zuletzt das prunkvolle Ambiente der Warenhäuser ein "Rundum-Erlebnis", das seinesgleichen suchte. Mit Émile diese beeindruckenden Räume zu durchlaufen, ist auch für die jungen Leser/-innen von heute dank der detailfreudigen und humorigen Bilder eine anregende Lektüre. Historische Fakten sind in den Text eingestreut. Auch der Anhang ist als Kultur- und Architekturgeschichte zu lesen, wobei dem "Raub der Warenhäuser" im Nationalsozialismus ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Der damals so neuen architektonischen Gattung mit diesem Buch ein Denkmal zu setzen, kann sogar zu Überlegungen über unser heutiges Konsumverhalten anregen.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Émile in Berlin
Thilo Krapp
Gerstenberg (2021)
[48] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 7