Ein unmögliches Leben
Die Greta Wells aus dem Jahr 1985 ist depressiv. Ihr geliebter homosexueller Zwillingsbruder Felix ist gerade an AIDS gestorben und ihr geliebter Mann Nathan hat sie verlassen. Nur ihre exzentrische Tante Ruth bietet Hilfe an. Auf deren Anraten versucht sie eine Psychotherapie und unterzieht sich einer Elektro-Konvulsions-Therapie. Damit beginnt eine Zeitreise zu zwei weiteren Gretas in den Jahren 1918 und 1941. Die großen politischen Ereignisse sind aber nur Kulisse. Wichtiger sind der Wandel der gesellschaftlichen Normen (Ächtung Homosexueller, die Rolle der Frau) und die Chance, das eigene Leben mit verschiedenen Möglichkeiten durchzuspielen. Und dabei erlebt Greta unterschiedliche eigene Identitäten immer auch mit dem Wissen um die anderen beiden, während ihr Bruder und ihr Ehemann jeweils neu in ihr Leben treten. Die Homosexualität und die heimliche Geliebte bleiben, doch der Umgang damit ist anders. Und so zieht es sich wie ein roter Faden durch den Roman, wie die Liebe nicht nur ein zwischenmenschliches, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen ist. Da steckt viel Potential dahinter, das der Autor aber kaum ausgeschöpft hat. Auch machen die Zeitsprünge das Verfolgen der Handlungen besonders bei dem Hörbuch schwierig. Der Roman verspricht mehr als er hält und kann nur denjenigen empfohlen werden, die sich gerne mit Themen der weiblichen Psychologie auseinandersetzen, aber keinen besonderen literarischen Anspruch haben.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein unmögliches Leben
Andrew Sean Greer. Gelesen von Maria Schrader
Random House Audio (2014)
6 CD (ca. 405 Min.)
CD