Seelen im Eis

Die isländische Autorin Yrsa Sigurdardóttir erzählt in ihrem Thriller abwechselnd zwei Geschichten auf zwei verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart hat Ódinn kürzlich seine Ex-Frau bei einem Sturz aus dem Fenster verloren. Seither lebt seine Tochter Rún bei ihm. Als Ódinns Arbeitskollegin verstirbt, muss er deren Projekt übernehmen. Er recherchiert fortan, ob es in den 70er Jahren in dem Erziehungsheim Krókur zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist und stößt dabei auf einen Zwischenfall, bei dem 1974 zwei Jugendliche in einem Auto auf dem Heimgelände erstickt sind. Angeblich ein tragischer Unfall. Der zweite Erzählstrang geht in jenes Unfalljahr zurück: Aldís arbeitet als Mädchen für alles in Krókur. Sie beobachtet unheimliche Dinge, die sich im Zusammenhang mit dem Heimleiter-Ehepaar zutragen und weiß von Schikanen zu berichten. Zudem fühlt sie sich zu dem neuen Heimbewohner hingezogen, einer der beiden Jugendlichen, die wenig später im Auto ersticken. - Ein überaus spannender Island-Thriller, der durch die gekonnte und durchdachte Verknüpfung der beiden Handlungsstränge sowie durch überzeugende Protagonisten besticht. Er wartet zudem mit tiefen Einblicken in die Abgründe menschlichen Handels sowie mit einem völlig unerwartetem Ende auf. Sprachlich schnörkellos, flott und flüssig. Sehr gut gelesen von Daniel Drewes. Breit einsetzbar und allen Beständen gerne empfohlen.