Der Junge mit dem Herz aus Holz
Weil er die Angst um seine schwer kranke Mutter nicht länger erträgt, läuft der achtjährige Noah von zu Hause fort in die weite Welt. Sein Weg führt ihn in ein märchenhaft anderes Dasein, wo Tiere sprechen und Gegenstände zum Leben erwachen.
Hier trifft Noah auf einen Spielzeugmacher. Der erzählt ihm seine Lebensgeschichte, die vor langer Zeit als hölzerne Marionette begann. Von seinem Vater kunstvoll geschaffen, konnte er dessen Wunsch ein guter Junge zu sein und Freunde zu finden trotzdem nicht erfüllen, denn es zog ihn hinaus in die Welt, wo er seine eigenen Bedürfnisse lebte. Erst nach dem Tod des Vaters kehrte er zurück und verstand, dass man nur durch die Bereitschaft, sich auf einen anderen Menschen einzulassen und Freude und Leid mit ihm zu teilen das Herz aus Holz überwinden und zu einem lebendigen Menschen werden kann. Auch wenn der alte Mann diese 'Pinocchio'-Geschichte fast nebenbei erzählt, bringt sie den kleinen Jungen doch zum Nachdenken. Die Magie der Worte und die Kraft der Vorstellung lassen in ihm die Hoffnung keimen, es mit dem Leben aufnehmen zu können. Er überwindet seine Angst und findet den Mut, nach Hause zurückzukehren, wo seine Mutter bald sterben wird. Später als Erwachsener hat er verstanden, dass ihn die frohen Erlebnisse seiner Kindheit, die Trauer um seine Mutter und die beständige Liebe seines Vaters zu dem gemacht haben, was er heute ist. Obwohl die Handlung dieser märchenhaften Erzählung nur langsam voranschreitet, vermag der Text durch die Kraft der Sprache zu fesseln. Und Ulrich Matthes zieht mit seiner ruhigen und nuancenreichen Stimme den Hörer in seinen Bann.
Ute Sand
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Junge mit dem Herz aus Holz
John Boyne. Ulrich Matthes liest
Argon (2012)
Argon Edition
5 CD (ca. 336 Min.)
CD
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10