Mehr als wir zu hoffen wagen

Ostern feiern die Christen das Fest der Auferstehung, die Herzmitte des christlichen Glaubens. Paulus betont im ersten Korintherbrief: "Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos" (1 Kor 15, 14). Soweit, so klar. Aber was bedeutet Auferstehung eigentlich? Die Texte in diesem von Patmos-Lektor Thomas Nahrmann herausgegebenen Band gehen der Frage kritisch nach. Eugen Drewermann und Hubertus Halbfas befragen die biblischen Texte aus Sicht der Exegese. Sie kritisieren ein allzu wörtliches Verständnis der entsprechenden Passagen aus den Evangelien und den Paulusbriefen, das am Inhalt dessen, was die Texte durch die Zeiten transportieren wollten, vorbei gehe. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass die Auferstehungszeugnisse symbolische (Drewermann) bzw. metaphorische (Halbfas) Beschreibungen des Geschehens nach Jesu Tod enthalten. Halbfas hält es sogar für möglich, dass sich die Auferstehungszeugnisse erst lange nach Jesu Tod entwickelten, da entsprechende Passagen in den ältesten Quellen fehlen. Obwohl beide die christliche Tradition kritisch hinterfragen - und sich dabei auf einen breiten wissenschaftlichen Konsens stützen können -, legen sie Wert darauf, Jesus als den Auferstandenen Christus zu bekennen. Allerdings wird in diesen Texten nicht völlig klar, was sie darunter nun verstehen. Die anderen Beiträge suchen auf der spirituellen Ebene einen Zugang zum Thema. Thomas Söding meditiert über die Emmaus-Geschichte und Elisabeth Moltmann-Wendel überrascht mit einem ungewohnten Blick auf Marta, der Schwester des Lazarus, und zeigt an ihrem Beispiel, was Auferstehung im Leben bedeutet. Leonardo Boff schließlich deutet Auferstehung in einem kurzen Text als Triumph der Gerechtigkeit. - Anspruchsvolle Denkanstöße für theologisch interessierte, kritisch hinterfragende Zeitgenossen. Für größere Bestände eine Bereicherung.