Auslaufmodell
Der bekannte Wiener Pastoraltheologe Zulehner arbeitet in seinem neuesten Buch heraus, wie Franziskus seit 2013 als Steuermann der katholischen Kirche den Kurs vorgibt und in vielerlei Hinsicht das Steuer herumreißen will. Er beschreibt den sogenannten Katakombenpakt aus dem Jahre 1965, in welchem eine Gruppe von Konzilsteilnehmern Ziele für die Zukunft der Kirche formulierte, die sich Franziskus weitgehend zu eigen machte, und die den Titel "Für eine dienende und arme Kirche" erhielt. Der Autor beschreibt, wie Franziskus ganz anders als seine Vorgänger als einfacher Mitmensch unter seinesgleichen lebt, eine grundlegende Kurienreform verlangt und sich als politischer Papst für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Es wird deutlich, dass die Kirche keineswegs ein Auslaufmodell ist, wenn ihre Zukunft richtig gestaltet wird und ein in die Tiefe gehendes Umdenken erfolgt. Der Autor schreibt in erfrischendem Stil mit eingängigen Beispielen. Der Text ist durch köstliche Karikaturen aufgelockert. Beiträge des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Schüssel und des Sozialethikers Friedhelm Hengsbach SJ zu Fragen einer weltweit gerechteren Wirtschaftspolitik schließen das Buch ab, das gerade im Zusammenhang mit der Bischofssynode vom Oktober 2015 besondere Beachtung verdient.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Auslaufmodell
Paul M. Zulehner
Patmos-Verl. (2015)
176 S. : Ill.
fest geb.