Zeigt euch!

Vieles wird in der Bibel einfach überlesen; das gilt vor allem für periphere, randständige Figuren, die nicht im Scheinwerferlicht biblischer Verkündigung stehen: die Frau des Kain, die Mutter und Schwester des Mose, die Tochter des Pharao, die Zeigt euch! fremden Frauen Salomos aus dem Alten Testament, um nur einige Beispiele zu nennen, oder die Frauen von Pilatus und Petrus, die Witwe von Nain oder auch - noch viel mehr in der Anonymität stehend - die Sklavin aus Philippi, von der die Apostelgeschichte im 16. Kapitel berichtet. Wie lässt man solche Frauen zu Wort kommen? Die Autorinnen dieses Buches versuchen es mit einer Kombination von exegetischen Erkenntnissen und einer von großem Einfühlungsvermögen getragenen Fantasie. Was empfindet wohl eine Mutter, die ihr Kind an eine ägyptische Prinzessin abgeben muss, damit es überlebt? Welche Ängste erwachen in der Frau des Petrus, als ihr Mann Jesus nachfolgt? Zweifellos ist diese Einfühlung stark bestimmt vom Selbstverständnis, das Frauen heute haben. Da schleicht sich dann auch Zeitgeistiges ein, wenn etwa zwei Dirnen, die vor Salomon um ein Kind kämpfen (1 Kön 3,16ff.) nach dem Urteil des Königs auf die Idee einer doppelten Mutterschaft verfallen, so dass das eigentliche Thema der "wahren Mutterschaft" fallengelassen wird. Das letzte Wort hat hier die experimentell-bibliodramatische Absicht und nicht die Exegese. Als Gesprächsanregung in der Bibelarbeit jedenfalls gut einzusetzen.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Zeigt euch!

Zeigt euch!

Barbara Janz-Spaeth/Hildegard König/Claudia Sticher
Patmos Verlag (2023)

200 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751984
ISBN 978-3-8436-1442-9
9783843614429
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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