Das Echolot
Diese Hörspielproduktion entstand im Rahmen des Projektes Echolot. Der Autor hatte über viele Jahre die Stimmen von Zeitzeugen des dritten Reiches gesammelt und veröffentlicht. Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes produzierte der Regisseur aus den
Dokumenten der Zeit von Januar 1945 bis zur Kapitulation im Mai vorliegende Collage. In dem Chor von 220 Stimmen kommen jene zu Wort, die unsägliches Leid erfuhren, die mit Durchhalteparolen das Volk aufpeitschten und die ihre Augen vor dem Ende des tausendjährigen Reiches verschlossen. Überwiegend sind es Dokumente von Leid und Tod: Die Trecks der Flüchtlinge, Vergewaltigungen durch die Russen, Erschießungen, die Evakuierung der Konzentrationslager, Bombenangriffe auf Dresden und andere Städte, Todesnachrichten von der Front und Schilderungen der Zustände in den Lazaretten. Dazwischen kommen auch die zu Wort, die sich bis zuletzt an ihr behagliches Leben klammerten und an den Führer glaubten. Manchen gibt der christliche Glaube Halt, bei anderen versagt auch der. Hier wird klar, es gibt keine Objektivität, denn das gleiche Ereignis wird auf so unterschiedliche Weise wahrgenommen. Über die psychologischen Mechanismen kann der Hörer selbst nachdenken, der Autor gibt keine Antwort. Sicher ist diese Collage eine Warnung vor Krieg, in dem die Menschlichkeit allzu oft auf der Strecke bleibt. Manchmal schwer erträglich sind die Schilderungen der Grausamkeiten, da muss man wissen, worauf man sich beim Hören einlässt. Als Dokument von Zeitzeugen wichtig und sehr empfehlenswert.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.

Das Echolot
Walter Kempowski ; Walter Adler. Mit Rolf Boysen ...
Der Hörverl. (2015)
7 CD (ca. 536 Min.)
CD