Was alles war
Susa lernt als junge Frau endlich ihre leibliche Mutter kennen, eine selbstverliebte, esoterisch lebende Frau. Von dieser Person kann sie keine liebevolle Beziehung erwarten. Die findet sie auch nur bedingt bei ihrem Mann Hendryk, dessen halbwüchsigen
Töchtern und ihrem gemeinsamen Kind. Nie scheint der Funke so richtig entfacht zu werden. Der Streit um Kinderbetreuung und Selbstentfaltung, um den Alltag mit Haushalt, kranken Kindern und beruflichen Ambitionen dominiert das Leben des Paares. Wie über allem schwebend, steht immer wieder die Frage im Raum, was denn nun Familie ist. Für Susa ist klar, es sind ihre Adoptiveltern, sicher nicht ihre leibliche Mutter, vielleicht die Kinder ihres Mannes, für die sie neue Mutter werden soll, vielleicht ihr leiblicher Vater? Den sucht sie in Amerika. Dort findet sie einen sympathischen Herrn mit Holocaustvergangenheit, den sie gerne als Vater hätte, der es aber nicht sein kann. Der Roman ist vielschichtig, ohne den Leser oder Hörer dabei zu überfordern. Aufmerksames Zuhören ist dennoch wichtig, um die vielen Beziehungsebenen zu erfassen. Die Personen sind interessant genug, um psychologisch Interessierte zu fesseln, so wie Susa von interessanten Menschen angezogen wird und neue Erkenntnisse zum Thema Liebe und Familie erwartet. Und vielleicht findet auch der Leser/Hörer neue Erkenntnisse. Besonders für psychologisch interessierte und literarisch erfahrene Menschen empfehlenswert.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.

Was alles war
Annette Mingels. Gelesen von Ulrike C. Tscharre
Der Hörverl. (2017)
7 CD (ca. 457 Min.)
CD