Eingeschlossene Gesellschaft

Es ist Wochenende; sechs Lehrer eines Gymnasiums möchten nur noch nach Hause, jedoch nicht, ohne vorher noch ein paar bissige Seitenhiebe auf die Kollegen zu verteilen. Doch was dann passiert, übertrifft jede dieser kleinen Gemeinheiten. Fabian Prohaskas Eingeschlossene Gesellschaft Vater will mit gezogener Waffe die sechs Kollegen dazu zwingen, in einer Konferenz seinem Sohn einen Punkt zuzuerkennen, der dem Jungen zur Zulassung fürs Abitur fehlt. Es beginnt eine gnadenlose Selbstzerfleischung des Lehrkörpers, bei der der Autor die Prototypen des Schulalltags karikiert: die bissige Hexe, der überkorrekte Pauker, der Zyniker, der Verständnisvolle und der naturwissenschaftliche Nerd. Fatal nur, dass hinter jedem Verhalten eine bislang gut verborgene und wenig schmeichelhafte Ursache steckt. Und die deckt Prohaska auf. Damit zerstört er die Masken der Lehrer. Die Zwangslage der sechs wird zum Katalysator, alle Verfehlungen der Vergangenheit auszubreiten. So entlarvt, geben am Ende auch die Hardliner klein bei und einigen sich darauf, Fabian den Punkt zuzuerkennen. Der Vater rettet seinen Sohn vor dem Ende seiner gymnasialen Karriere, allerdings nicht sich selbst vor dem Zugriff durch die Polizei. Dumm nur, dass Fabian inzwischen selbst eingesehen hat, dass Abitur und Studium für seinen Lebensweg gar nicht entscheidend sind. Die Satire entlarvt das Bildungssystem und dessen Erfüllungsgehilfen und ist so böse, dass auch witzige Szenen bald der Beklemmung weichen. Kann gerne empfohlen werden, aber mit Warnhinweis auf die beklemmenden Wahrheiten des Blicks hinter die geschlossenen Türen eines Lehrerzimmers.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Eingeschlossene Gesellschaft

Eingeschlossene Gesellschaft

Jan Weiler. Mit Annette Frier ...Regie: Leonhard Koppelmann
Der Hörverl. (2018)

2 CD (ca. 100 Min.)
CD

MedienNr.: 592175
ISBN 978-3-8445-2835-0
9783844528350
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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