Rotkäppchen
Der Inhalt des Märchens ist hinlänglich bekannt. Auch das Ende, der Tod des Tieres und die Rettung von Oma und Enkelin durch den Jäger, dürfte zum Allgemeinwissen von Kindern ab dem Grundschulalter gehören. Der Clou dieses gewinnenden Bilderbuches liegt nicht in der nacherzählten Geschichte, sondern in seiner optischen Ausstattung. Dazu wählte die Illustratorin einerseits Tableaus aus interessanten Perspektiven. Das fängt schon auf der ersten Seite an, wo Rotkäppchens Gesicht und Kapuze Teil der Schnauze des Wolfs sind, die wiederum durch das ausgestanzte Cover scheinen. Andererseits sind es die filigranen, scherenschnittartigen Zwischenblätter, die im Buch zu finden sind und jedem Erzählabschnitt einen eigenen Charakter verleihen. Sie lassen z.B. den Wald durchscheinen, in dem sich Rotkäppchen bewegt, oder zeigen dunkles Blattwerk, hinter dem die gefährlichen Augen des Wolfs hervorblitzen. Ein Scherenschnitt in himmelblauer Farbe besteht aus einem überbordenden Blumen- und Arabesken-Muster, ein anderer bildet den weitaufgerissenen Rachen vom Wolf ab. Schön, wie das Buch beim Umblättern überrascht. - Ein bibliophiles Gesamtkunstwerk.
Martina Mattes
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Rotkäppchen
[Ill. von Nadia Fabris. Nacherzählung: Ester Tomc]
Ars-Ed. (2019)
[12] Bl. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 4